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Presseartikel

Holzskulpturen von Bornholter Künstlerin ausgestellt

Verler Zeitung / nw.de, 15. April 2015

Aus welchem Holz ist ein Mensch geschnitzt? Damit wird nach Eigenarten, nach Temperament und Mentalität, gar nach dem Wesen gefragt. Mensch und Holz oder Baum sind seit jeher metaphorisch verbunden. So verwundert es nicht, dass die Bildhauerin Rose Lichtenberger auch durch die Wachstumsspuren ihres Materials zu menschlichen Formen gelangt. Die Holzskulpturen der Künstlerin, die in Bornholte lebt und arbeitet, sind ab diesem Donnerstag im Foyer des Gütersloher Kreishauses ausgestellt.

„Das ist ’ne wechselseitige Beziehung», sagt Lichtenberger zu ihrer Ideenfindung bei der Bearbeitung des in der Regel gefundenen oder geschenkten Holzes. Da laufe vieles unbewusst ab. Wenn Äste und Rinde entfernt sind, offenbart sich das gewachsene Holz in seinen inneren Strukturen und den von außen eingedrungenen Spuren, und sie erlauben Assoziationen zu menschlichen Maßen. Rose Lichtenberger, die an der Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Beuys und Erwin Heerich studierte und seit 1977 in Ostwestfalen lebt, verwendet gern Obstbaumhölzer, Olive, Kirsche, die seltene Pflaume. „Ich arbeite meist mit sehr hartem Holz», so die Bildhauerin, der regelmäßig auch ein Atelier in Portugal zur Verfügung steht.

„Mich interessiert immer sozusagen das Innere des Holzes: Und daraus entwickelt sich dann die Form.« Sie geht aber auch mit Fragen, die das Leben an sie selbst stellt, an die Gestaltung. Die Objekte „Abschied» und „Der Schlag», an den Tod ihres Mannes erinnernd, zwei auch dem Betrachter unmittelbar berührende Stücke, mögen beispielhaft dafür stehen.

Rose Lichtenberger und Reiner Kuhn, Kurator des Kunstvereins, haben diese beiden Arbeiten in ihrer durchdachten Ausstellungs-Konzeption etwas separiert und in einigem Abstand einander gegenüber platziert. Die übrigen Werke sind meist zu kleineren Gruppen gestellt. Ihre Figuren findet die Bildhauerin oft in biblischen Gestalten oder solchen der griechischen Mythologie.

Die kleine Büste „Marie» hebt, vielleicht erschrocken, die Arme, für das Mischwesen „Lilith» ist die Flügelmaserung des Holzes genutzt worden. Etwas abseits stehen die hoch gewachsenen Geschwister Iphigenie und Orestes. Und mit „Monsieur H.» wird unvermittelt heiter Jacques Tatis Filmfigur Monsieur Hulot in seiner typisch vorgebeugten Haltung gewürdigt. Das nach einem Begriff aus der Psychoanalyse als „Objekt klein a» bezeichnete Stück wird seiner Bedeutung als ein Objekt des Begehrens vollauf gerecht. Es mag insofern auch als eine Art Titel-Skulptur für diese gerade in ihrer konzentrierten Überschaubarkeit anregend vielfältigen Ausstellung gelten.

Rolf Birkholz für Verler Zeitung / nw.de

Abbildung: Holzskulpturen von Bornholter Künstlerin ausgestellt